Klartext 30

Satire oder Trauerspiel?

 

„Difficile est satiram non scribere“ – „es ist schwer, keine Satire zu schreiben“: Dieser Satz, den der Dichter und Satiriker Juvenal einst auf verhaltensoriginelle Auftritte römischer Kaiser münzte, kam mir kürzlich in den Sinn, als der exzentrische amerikanische Präsident wieder einmal ganz unverhohlen in Ausübung seines Amtes private Geschäftsinteressen verfolgte.

Schon, dass er sich Ende Mai von der Familie des Emirs von Katar ein Flugzeug im Wert von vierhundert Millionen US-Dollar schenken ließ, machte sprachlos, zumal dieses luxuriöse Gerät nach seiner Verwendung als „Airforce One“ einst in seinen Privatbesitz übergehen soll. Nach kurzer, durchaus heftiger Kritik – immerhin sprachen die Demokraten von „blanker Korruption“ – ist dieses Thema mittlerweile ebenso wie ein problematischer Krypto-Deal mit Abu-Dhabi wieder aus der Öffentlichkeit verschwunden.

Der Strom an weiteren Meldungen aus der Abteilung „Man sollte es nicht für möglich halten“ reißt jedoch nicht ab. So steht mittlerweile fest, dass er mit jenem „Trumpcoin“, den er kurz vor seinem Amtsantritt als Kunstgeld-Seifenblase in Umlauf brachte, nicht weniger als 57 Millionen US-Dollar zu Lasten der naiven Anleger einsacken konnte. Wer am meisten in das windige Produkt investierte, durfte immerhin an einem exklusiven Dinner in Trumps Privatvilla teilnehmen. Ganz nebenbei triggert er mit tarifpolitischen Ankündigungen Insider-Geschäfte zugunsten ihm nahestehender Firmen – so geschehen am Morgen jenes Tages im April, an dem er überraschend eine 90-tägige Zollpause verkündete.

Über all das lässt sich keine Satire schreiben.  Eher schon ein Trauerspiel über den geschmeidigen Opportunismus, mit dem sich eine wachsende Mehrheit der Finanzeliten, Wirtschaftsforscher und Medien mit Kritik daran zurückhält.

03. Juli 2025

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